#10: Im Gestein

Was bisher geschah: Retep und Velted, zwei Agenten der Erde, bekommen den Auftrag einen illegalen Erdbeerendealer namens Erdbeerfan23 aufzuspüren. Er befindet sich auf einem weit entfernten Planeten und darum nehmen die beiden ein milchgasbetriebenes Raumschiff und begeben sich auf die Reise. Als sie schließlich auf dem Mond landen wollen, spinnt die Technik und das Schiff rast in den felsigen Boden. Als daraufhin Velted unerwartet verschwindet, macht Retep sich auf die Suche nach ihm. Er stößt auf eine Höhle, in der er von einem geigenspielenden Typen überwältigt wird, der ihm Stücke des Fleisches aus seinem Hals entnimmt.

Retep stand da und rührte sich nicht. Er hatte die Augen noch geschlossen. Eine Sekunde. Zwei Sekunden. Spürte er da einen Windzug? Drei Sekunden. Vier Sekunden. Er konnte ganz ruhig atmen. Fünf Sekunden. Sechs Sekunden. Er öffnete die Augen. Vor ihm befand sich nichts. Eigentlich sogar die Steigerung von nichts, es war so, als würde er sich noch nicht mal an einem Ort befinden. In seiner Umgebung war alles dunkellila. Es gab keinerlei Kontraste, Schatten, er warf auch selbst keinen. Wenn das ein Raum wäre, hätte er eine Wand oder eine Decke erkennen müssen. Aber es schien so, als wäre der Boden auf dem er stand der einzigste Gegenstand außer ihm.
Retep machte einen Schritt nach vorne. Sein Schritt hallte. Es kam ein Echo zurück. Irgendwo musste dieser Raum also doch eine Wand haben (oder ein Gebirge?). Retep entschloss sich, einfach gerade aus zu laufen. Die Schritte hallten so sehr, dass der Lärm den sie machten, in Reteps Ohren schmerzte, woraufhin er sie sich zuhielt. Es fiel ihm schwer, auf seine Füße zu gucken. Die lila Farbe schien sich wie ein Schleier um die Luft zu legen, wie Nebel. Retep blieb einige Male stehen und rieb sich die Augen. Als er seine Hände runternahm, galoppierte ein altes Sofa an ihm vorbei. Retep sah dem Möbelstück irritiert nach. Es blieb einige Meter neben ihm stehen. Das Sofa bewegte sein Vorderteil suchend hin und her, als könne es damit sehen. Es schien sein Ziel gefunden zu haben und lief auf Retep zu. Er wich einige Schritte zurück. Das Sofa lief in sehr kleinen, schnellen Schritten, stand direkt vor Retep, setzte sich wie ein Kamel und grunzte leise. Retep verstand erst nicht. Sollte er sich etwa auf das Sofa setzen? „Was für ein Blödsinn“, stellte Retep empört fest. Wiederwillig setzte er sich an den Rand. Als das Sofa aufsprang und losgaloppierte, fiel Retep zur Seite und lag nun. Er versuchte seinen Kopf zu heben, doch das Sofa rannte so schnell, das die G-Kräfte dies verhinderten. Irgendwann war Schluss und das Sofa dotzte an die lila Wand, die ständig das Echo wiedergegeben hatte. Wie durch Geisterhand öffnete sich blitzartig eine Tür, in die Retep reingeworfen wurde. Er sah das Sofa ihm noch einmal nachwinken, bis sich die Tür auch wieder blitzartig schloss.

Als er die Augen öffnete, hatte er seinen Traum auch schon wieder vergessen und lag auf einem alten Sofa in einer mit PVC ausgelegten Höhle. Ein alter Mann saß neben ihm auf einem Stuhl und schüttete Retep unaufhörlich Wasser ins Gesicht. Retep hustete protestierend, aber der Mann reagierte nicht. Nach weiteren Fehlversuchen, rief Retep: „Verdammt, nun hören Sie doch endlich auf!“. Der Mann sah Retep etwas seltsam an. „Oh, ich wusste nicht, dass Sie schon wach sind. Können Sie sich bewegen?“ Retep bewegte seine Zehen, seine Beine, Arme, Finger, Kopf. Alles ging noch. „Ja“, antwortete er „Wo bin ich?“. Der Mann sah auf seine Armbanduhr. „Seit genau sechzig Stunden im Gestein des Mondes, Junge. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie das überleben. Ich musste Sie mit einem Schlauch ernähren. Ich hoffe, Sie reagieren nicht allergisch auf Paprika oder sind Vegetarier?“ „Ähm, nein“ „Gut, dann herzlich willkommen in meiner bescheidenen Höhle. Sehen Sie sich gut um und fühlen Sie sich wie zu Hause“ Retep stand mit einem sehr starken Stirnrunzeln auf und sah sich um, wie es ihm der Mann gesagt hatte. Na ja, viel gab es nicht zu sehen. Da öffnete er schlagartig seine bisher Müden Augen so sehr, dass es beinahe wehtat. Er griff sich reflexartig an seinen Hals, an dem vor kurzem noch dieses Tier rumgenagt hatte. Er schien jedoch keinerlei Verletzungen vorzuweisen. Retep drehte sich blitzartig zu dem Mann um: „Wo ist er?“
„Wo ist wer?“
„Der Typ, der mir in den Hals gebissen hat“
„Welcher Typ? Sie haben doch gar keine Verletzungen am Hals, oder?“
„Er hat mich doch überfallen – mit so einer Geige – in einer Höhle“

Der Mann dachte sichtlich angestrengt nach. „Ich schätze, Sie meinen den Otto?“ Retep stand da wie angewurzelt. „Hä?“
„Na ja, es ist eine lange Geschichte“, gab der Mann von sich.

Nachwort des Autors: Tja, da wird der Mann wohl noch bis nächsten Samstag warten müssen!!

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30. Juli 2011 by eckgefluester
 
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